
„Sprich mit mir und hilf mir dich zu verstehen“
Leider stelle ich immer mehr fest, dass wir Menschen nicht mehr miteinander sprechen (und da nehme ich mich nicht raus). Nein wir schreiben schnell eine WhatsApp im Ärger und denken nicht daran, dass dies fatale Folgen haben kann. Daher mein Artikel.
Indem wir Menschen miteinander kommunizieren und zwar face to face stellen wir durch den Austausch von Informationen Beziehung her…und es hilft uns enorm einander zu verstehen. Jeder von uns hat eine sogenannte eigene Landkarte. In dieser sind all unsere Glaubensmuster, unsere Erfahrungen und Erlebnisse gespeichert. Wir handeln immer nach unserer Karte. Daher ist es soooo wichtig, dass wir miteinander sprechen. Andernfalls fangen wir an zu interpretieren und unser eigenes Bild zu machen von Situationen, wiederum ausgelegt auf unsere eine Landkarte.
Ein Beispiel: Hat man als Frau immer die Erfahrung gemacht, dass Männer einen betrügen, belügen und verlassen, dann kennt man nichts anderes und es prägt einen. Kommt dann der vermeintlich richtige Mann in deren Leben, reagiert diese ganz automatisch darauf wenn er immer auf sein Handy oder gar auf seine Smart Watch kuckt und immer up to date sein muss. Sie fängt an zu fragen um ihre Sicherheit zu behalten die sie anfangs verspürte weil er sich wirklich mühe gab um seine Liebe zu beweisen, durch Taten und Aussagen. Der Mann wiederum kennt aber vielleicht genau die Situation, dass er einfach neugierig ist und halt wissen möchte was seine Freunde so machen und kuckt deshalb dauernd auf das Handy. Er nimmt es der Frau übel das sie fragt, fühlt sich eingeschränkt und in seiner Freiheit beraubt. Was passiert wenn man nicht offen darüber spricht? Man trennt sich. Dies eventuell sogar so, dass man den anderen blockiert, einfach löscht und nicht mal sagt warum. Das ist fatal, denn es bleiben Fragen offen. Fragen die vielleicht nie beantwortet werden weil keiner den Schritt wagt den anderen nochmal um ein Gespräch zu bitten. Das Herz der verlassenen Person ist gebrochen und vielleicht sogar das von der Person die gegangen ist. Und warum, nur weil vielleicht alles nur ein Missverständnis war.
Durch unsere Sprache schaffen wir Realität - wir sollten anfangen einander zuzuhören und uns einverleiben, dass wir alle unsere eigene Landkarte haben. So haben wir vielleicht mehr Verständnis für unser Gegenüber. Es gibt einen schönen Spruch „Geh erst in meinen Schuhen bevor du über mich urteilst“.
Wenn jemand ein Bild, ein Gefühl, ein Konzept oder eine Idee übermittelt, wird der Gesprächspartner eventuell nicht dasselbe empfangen. Hast du darüber einmal nachgedacht? Die größte Ursache für Missverständnisse ist, dass wir Menschen oft glauben, über dasselbe zu reden, aber in Wirklichkeit absolut verschiedene Dinge meinen.
Paare, die über die Liebe reden, aber eine unterschiedliche Vorstellung davon haben. Menschen, die eine Freundschaft verbindet, die aber für jeden andere Qualitäten hat. Eltern und Kinder (besonders Teenager) reden ohnehin immer aneinander vorbei ;-)
In Gesprächen mit anderen können unsere Worte die gleichen sein, jedoch der Inhalt völlig verschieden. Was auf den ersten Blick erstmal völlig klar und logisch erscheint, kann tatsächlich eine ganz andere Bedeutung haben als man denkt.
Es gibt ja das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun. Er sagt:
Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich auf vierfache Weise wirksam. Jede meiner Äußerungen enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig:
eine Sachinformation (worüber ich informiere)
eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe)
einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte)
Sehr praktisch, aber ganz ehrlich. Hilft es einem „normalo“ oder hilft es lediglich einen Berater - Therapeuten - Pädagogen sprich allen die darin geschult sind?
Ein Beispiel: Der Mann sagt: „Meine Tochter freut sich auf mich, wenn ich vom Urlaub zurück komme.“ Die Frau nimmt es als Information auf und Antwortet: „Da muss sie sich aber noch gedulden.“ Was ihrerseits ebenfalls eine reine Information war. Der Mann hingegen hat es auf einem anderen Ohr aufgenommen und konterte gleich mit: „Bist du auf meine Tochter eifersüchtig?“ FRAU ???? Hä was??? Die Info, dass es einfach eine Tatsache ist was ausgesprochen wurde da der Urlaub noch ein paar Tage andauert, wurde vom Gegenüber nicht mehr gehört bzw. wahrgenommen. Er hörte was er Aufgrund seiner Erfahrungen hören wollte Punkt. Wem hat das Modell also geholfen? Ich denke keinem.
Fragen anstatt zu vermuten
Wenn wir uns mit jemandem unterhalten ist es fundamental, den anderen zu fragen, was das Thema, um das es geht, für ihn bedeutet.
Was bedeutet für dich die Liebe? Was bedeutet für dich eine Beziehung mit einem Partner einer Partnerin? Was bedeutet es für dich, treu zu sein oder gelangweilt? Was bedeutet für dich Sex? Was bedeutet für dich Glück? In einem offenen Gespräch können wir unserem Gegenüber erklären, was diese Dinge für uns selbst bedeuten. Wenn wir dies nicht tun, nehmen wir einfach an, dass der andere unser Weltbild teilt und genauso denkt wie wir selbst. Und das wäre doch ein wirklich großer Zufall oder?
Wir würden uns einige Konflikte und Missverständnisse ersparen, wenn wir unseren Gegenüber einfach fragen würden, was er denn eigentlich genau meint.
Wie bereits erwähnt ist jeder Mensch geprägt durch seine Erziehung, seine Erfahrungen, seine Bildung, seine Charaktereigenschaften, aber immer wieder werden wir Menschen mit Meinungen oder Gefühlen finden, die wir teilen. Und indem wir uns unterhalten, uns austauschen in einem offenen und ehrlichen Dialog, lernen wir einander kennen und so entsteht Beziehung.
Ergo: Fragen und Hinterfragen ist nicht wirklich ein Angriff oder ein Misstrauen. Es hilft einfach "zu verstehen" Die Person und deren Handlungen (oder auch manchmal NICHT Handlungen). Und mal ganz ehrlich…ist es nicht auch ein Zeichen von Interesse, weil man den anderen eben verstehen möchte und ihn kennen lernen möchte. Seht es nicht negativ und lasst euch darauf ein.
Ich bin ich und du bist du.
Wenn ich rede, hörst du zu.
Wenn du redest, bin ich still,
weil ich dich verstehen will.